Am 21. Dezember brach ich von Woodville in Richtung Hamilton auf. Zwischendurch wollte ich mir noch die Städte Hastings und Napier an der Ostküste anschauen. So fuhr ich am ersten Tag nur etwa 150km bis Hastings. Hastings ist mit etwas über 60.000 Einwohnern für neuseeländische Verhältnisse recht groß, hat aber so ziemlich gar nichts zu bieten. Es gibt eine Fußgängerzone, die weihnachtlich geschmückt war, das war aber auch schon das größte Highlight. Daher machte ich mich recht bald in Richtung eines Campingplatrzes auf, den ich als mein Übernachtungsziel auserkoren hatte. Er liegt östlich von Hastings direkt am Meer. Den Nachmittag verbrachte ich dann entspannt am Strand, lief ein bisschen im Sand der Küste entlang und las in den Sonnenuntergang hinein.



Am nächsten Tag fuhr ich dann die kurze Strecke weiter nach Napier. Napier ist etwas kleiner als Hastings, aber wirklich direkt am Meer gelegen und deutlich hübscher. Meine erste Aktion hier war, mein Auto in die Werkstatt zu bringen. Die behielten es erstmal da, daher bummelte ich durch die Stadt. Es gibt einen recht großen Park, wo unter anderem eine kleine Glockenansammlung stündlich eine Melodie spielt. Von dort geht es über die Einkaufsstraße zum Meer. Vor dem Meer gibt es eine Bühne mit einem recht großen Platz davor, einige hübsch angelegte Gärten und natürlich einen Walkway. Insgesamt gefiel es mir hier sehr gut! Was mir nicht gefiel war die saftige Rechnung, die ich in der Werkstatt begleichen musste, da anscheiennd ein Kolben nicht mehr funktioniert hat. Übernachtet habe ich an einem kleinen Campingplatz im Wald etwas nördlich von Napier. Am 23. fuhr ich dann zunächst nach Taupo, was ungefähr auf halber Strecke von Napier nach Hamilton liegt. Dort ging ich auf sehr coolen Waldwegen joggen, von den Huka Falls bis zu den Craters of the Moon, eine geothermal aktive Ebene, die ans Wai-o-Tapu in Rotorua erinnert, nur etwas kleiner. Kurz vor Hamilton übernachtete ich dann auf einer kleinen Farm, die eine Wiese zum Campingplatz umgebaut hatten.

Am Heiligabend holte ich dann Ilaria in Hamilton ab. Die Weihnachtstage wollten wir zusammen an der Westküste in Raglan verbringen. Nachdem wir ein paar Besorgungen in Hamilton gemacht hatten, fuhren wir also nach Raglan. Wie man es an Heiligabend halt so macht, wollten wir eine Wanderung machen. Also fuhren wir von Raglan aus etwas ins Hinterland über einige Kilometer Schotterpiste bis zu einem Parkplatz, der wirklich mitten im Nirgendwo, aber wunderschön an der Steilküste gelegen war. Von dort aus führte ein Wanderweg zum Gipfel eines Berges, der immerhin über 800m hoch ist, also ein ganz schöner Anstieg! Wie immer in Neuseeland fing der Weg einfach an, um sehr schnell aber ziemlich matschig zu werden. Der Matsch wich zunächst einer Graslandschaft, oberhalb dieser Weiden wurde es aber gleichzeitig steil und wieder matschig. Trotz des recht schwierigen Aufstiegs war es aber eine sehr coole Wanderung, und wir wurden von oben mit einem fantastischen Ausblick über das Meer und die umliegenden Berge belohnt. Sogar Raglan konnte man von oben sehen. Vom Aussichtspunkt machten wir uns dann an den Abstieg, der uns wie so oft deutlich kürzer vorkam als der Aufstieg. Wir hatten beschlossen, die Nacht auf dem Parkplatz zu verbringen. Also kochten wir auf dem Campingkocher unser festliches Weihnachtsessen: Nudeln mit Tomatensoße! Deutlich weihnachtlicher war unser selbst zubereiteter Glühwein. Diesen genossen wir zusammen mit Weihnachtsplätzchen, die Ilaria per Post bekommen hatte, auf einer Bank, während wir der Sonne zuschauten wie sie hinter den Wolken im Meer versank.

Am ersten Weihnachtstag fuhren wir dann morgens zurück nach Raglan. Dort gingen wir in den Weihnachtsgottesdienst der anglikanischen Kirche, eine christliche Konfession, die in Neuseeland weit verbreitet ist. Die Anglikaner singen viel, die Predigt war angenehm kurz, und das Abendmahl läuft ähnlich ab wie bei den Katholiken. Auf jeden Fall wurden wir als Gäste sehr freundlich aufgenommen. Danach gingen wir im Meer bzw. dem Raglan Harbour, einer Art Fjord, schwimmen, eine für deutsche Verhältnisse weniger typische Weihnachtsbeschäftigung. Wir waren aber bei weitem nicht die einzigen, am Strand tummelten sich recht viele Weihnachtsausflügler.
Gegen Nachmittag fuhren wir zum nächsten Parkplatz etwas außerhalb der Stadt, wo wir Essen machten und die zweite Ladung Glühwein zubereiteten. Währenddessen zeigten ein paar Einheimische ganz aufgeregt aufs Wasser. Wir wussten erst gar nicht was sie uns zeigen wollten, bis wir es auch sahen: Im Meer direkt vor uns war eine Orca-Familie mit mindestens vier Tieren! Sie schwammen ungelogen 5 Meter vom Strand weg zunächst landeinwärts. Wir beobachteten sie solange, bis sie nicht mehr zu sehen waren. Ein atemberaubender Anblick, und unerwartet so nahe am Strand!
Unser Plan für die Nacht war, direkt am Strand das Zelt aufzuschlagen und dort die Weihnachtsnacht zu verbringen. Also schnappten wir Zelt, Schlafsäcke und Glühwein und gingen den Strand entlang bis zu einer geeigneten Stelle. Dort schlugen wir das Zelt auf und waren recht bald allein mit den Vögeln und den Wellen.

Den nächsten Morgen verbrachten wir noch in Raglan. Wir gingen nochmal baden und schauten uns den kleinen, aber feinen Markt im Städtchen an. Mittags fuhren wir dann begleitet von Weihnachtsliedern zurück nach Hamilton. Der Boxing Day ist zwar auch hier ein Feiertag, die Geschäfte sind aber geöffnet. Das nutzte gefühlt die gesamte Einwohnerschaft von Hamilton aus. Ilaria wollte einen Backpacker-Rucksack für die Zeit nach ihrem Au-Pair-Job haben. In mehreren Outdoor-Läden schauten wir uns also um, bis sie fündig wurde. Mit dem nagelneuen Rucksack aßen wir dann direkt am Waikato zu Abend. Während Ilaria am nächsten Tag nach Norden fuhr um das Northland zu erkunden, fuhr ich - mal wieder - nach Rotorua, wo ich Silvester verbringen werde.