Der Queen-Charlotte-Track ist eine 71km (inklusive der Wege zu den Aussichtspunkten 75km) lange Wanderung in der Nähe von Picton im Norden der Südinsel. Der Startpunkt ist an der Ship Cove fast am Ende des Queen Charlotte Sounds, und ist nur per Schiff erreichbar. Am 7. Januar fuhr ich morgens also mit dem Wassertaxi von Picton dorthin.


Alleine schon für die Fahrt dorthin hätte es sich gelohnt. Das Schiff stoppte ein paar mal an interessanten Stellen und der Guide erklärte fleißig was man da sah. Entlang des Sounds gibt es einige Grundstücke, die nur per Boot erreichbar sind. Für diese Grundstücke ist das Schiff auch gleichzeitig der Postüberbringer im Auftrag der New Zealand Post. Die Mobilitätseinschränkung lässt die Preise dementsprechend sinken, ein Haus hier kostet trotz der wunderschönen Lage anscheinend um die 300.000$.
Ziemlich am Anfang der Tour hab ich auch das erste Mal in freier Wildbahn Pinguine gesehen. Aus der Ferne sahen sie aus wie Enten, von näher aber eindeutig wie Pinguine, wenn auch sehr kleine. Sehr süß!


Der nächste Stopp war an einer Fischzucht, ein eingezäunter Bereich im Meer wo Fische kommerziell gehalten werden. Die Netze müssen anscheinend ständig ausgetauscht werden, weil Robben Löcher hineinknabbern um an die Fische zu kommen. Tatsächlich habe ich auch kurz eine Robbe gesehen, die ist allerdings recht schnell wieder verschwunden. Kurz danach kam das Highlight der ganzen Fahrt: Eine Orca-Familie mit vier oder fünf Tieren ist ans Boot rangeschwommen, und hat sich bestimmt 10 Minuten in unmittelbarer Nähe aufgehalten. Ein Wal ist sogar direkt unter dem Boot durchgeschwommen. Orcas sind gewaltige und unfassbar schöne Tiere.

Und hier noch ein paar Bilder der Sounds vom Boot aus:

Die Fahrt von Picton zur Ship Cove dauerte inklusive der Pausen knapp anderthalb Stunden. Während die meisten nur kurz ausstiegen um die Ship Cove zu bewundern und dann nach Picton zurück fuhren, war es für mich erst der Anfang des Abenteuers.
Ship Cove war laut James Cook himself einer seiner Lieblingsorte in Neuseeland, insgesamt fünf Mal legte er hier an. Und hier war auch eines der ersten Zusammentreffen zwischen Maori und Europäern. Ich blieb nur kurz hier und machte mich dann auf den Weg. Ich hatte meinen großen Rucksack dabei, inklusive Zelt, Schlafsack, Campingkocher und Essen für 3-4 Tage. Gewogen habe ich den Rucksack nicht, ich schätze aber er wog um die 12kg. Die ersten Kilometer waren kein Problem, danach wurde das ungewohnte Gewicht auf Schultern und vor allem Hüften zur Last. Zum Glück wurde das ab dem zweiten Tag besser, einerseits weil durch weniger Essen weniger Gewicht zu schleppen war, vor allem aber auch weil ich mich daran gewöhnt habe.
Insgesamt 28 Kilometer schaffte ich am ersten Tag. Ab dem Startpunkt ging es langsam aber stetig bergauf. Die Sounds bestehen noch fast komplett aus  native bush. Zwei Tiere fallen hier besonders auf: Erstens, der Weka. Ein kleiner, brauner, flugunfähiger Vogel, den man auf den ersten Blick mit einem Kiwi verwechseln kann. Im Grunde hat er aber sehr wenig mit dem Kiwi gemein: Er ist tagaktiv, kein bisschen scheu und unglaublich frech. Sobald man einen Gegenstand für eine kurze Zeit außer Augen lässt, wird er vom Weka entführt. Gefährdet ist vor allem Essen, anscheinend haben sie aber auch schon mal eine Kamera geklaut. Mir wurde meine Brotpackung entwendet, ich konnte sie aber zum Glück schnell zurück holen. Bei einem anderen Deutschen, den ich auf dem Weg getroffen habe, ist ein Weka ins Zelt geklettert und hat ein Schlachtfeld aus Reis hinterlassen.
Das andere omnipräsente Tier ist eine circa 5cm lange Grille. Es ist für Insektenverhältnisse recht hübsch, und unglaublich laut.

Mein Weg führte von der Ship Cove zunächst zur Resolution Bay, allerdings oben auf dem Berg. Dort oben aß ich zu Mittag. Danach ging es langsam runter zum Endeavour Inlet, benannt nach James Cooks Schiff. Diese größere Bucht ist bewohnt, geschätzt einige 100 Leute leben hier. Nach dem Endeavour Inlet lief ich noch um eine weitere, kleinere Bucht, bevor mein Ziel für diesen Tag auftauchte: Die Camp Bay Campsite, fast direkt am Strand.

Es war schon 20 Uhr als ich hier ankam, deshalb baute ich schnell mein Zelt auf, und ging dann auch relativ schnell erschöpft schlafen.
Am zweiten Tag wanderte ich mit zwei deutschen Mädels weiter, die auch an der Camp Bay übernachtet hatten. Diese hatten am Ende des Tracks in Anakiwa angefangen um sich das Wassertaxi zu sparen, und drehten jetzt um. Am Morgen ging es nur hinauf, von Meereshöhe auf circa 450m. Dementsprechend erleichtert waren wir am ersten Aussichtspunkt mit einem wunderschönen Panoramablick auf die Sounds.

An einem Rastplatz zwischendurch gabelten wir einen weiteren Deutschen auf, der an diesem Tag erst gestartet war. Er will allerdings nicht nur ein paar Tage, sondern fast einen Monat wandern, entlang des Te Araroa. Dies ist ein Wanderweg, der vom Norden der Nordinsel in Cape Reinga bis zum Süden der Südinsel in Bluff führt, und den Queen Charlotte Track einschließt. Zu viert absolvierten wir in strahlender Sonne aber zum Glück größtenteils im Schatten die über 1000 Höhenmeter und 25 Kilometer Strecke an diesem Tag.
Der Campingplatz in der zweiten Nacht war wunderschön in einer Bucht, der Cowshed Bay, gelegen. Das Wasser dort war unglaublich klar und erstaunlich warm. Wieder zu zweit, die beiden Mädels hatten entschieden, zum Startpunkt zurück zu trampen, ging es dann an die für mich letzte Etappe. Wieder ging es steil hinauf, allerdings nicht mehr ganz so hoch wie am zweiten Tag. Den Rucksack zu tragen war jetzt schon gar nicht mehr so schlimm. Zwischendurch trafen wir einen Landbesitzer auf seinem Quad. Teile des Tracks liegen auf Privatland und werden von den jeweiligen Besitzern instand gehalten. Er schenkte allen eine Frucht, die ein witzger Mix aus Mandarine und Zitrone ist, und redete bestimmt eine Viertelstunde über alles Mögliche. Ein sehr witziger Typ! Kurz darauf kam wieder ein Abzweig zu einem Viewpoint, den wir uns natürlich nicht entgehen lassen konnten.

Ab dem letzten Campingplatz, wieder auf Meereshöhe, lief ich die letzten paar Kilometer bis zum Endpunkt in Anikawa alleine. Geschafft! Die 25km zurück nach Picton trampte ich zurück, was schwieriger war als erwartet. Obwohl einige Autos vorbei kamen, stand ich eine geschlagene Stunde in einer Parkbucht, bis endlich ein älterer Mann aus Wellington, der hier ein Boot gekauft hat, anhielt. So war ich wieder am Anfang angekommen, ziemlich geschafft, aber glücklich!