Nach den 6 Tagen Hollyford Track hatte ich noch nicht genug von wandern, so erklomm ich direkt nach den letzten paar Kilometern Hollyford Track den Gertrude Saddle. Auf den Weg dahin nahm ich drei Leute mit, die den Te Araroa, also die Strecke von Cape Reinga bis Bluff gelaufen waren und jetzt - zum Ausklang - noch ein paar andere Tracks wie den Hollyford laufen die nicht auf dem Weg lagen. Kann man mal machen.
Der Gertrude Saddle liegt kurz vor dem Milford Sound, und von oben kann man diesen auch in seiner ganzen Pracht bewundern. Praktisch zeitgleich mit mir kam noch ein anderer Deutscher an, also liefen wir zusammen die Route hinauf. Route bedeutet, dass es keinen festen Weg gibt, stattdessen steckt alle circa 50 Meter ein Pfahl im Boden, weiter oben wo der Boden nur noch aus Felsen besteht ist der Weg mit aufeinander gestapelten Steinen markiert.
Mehr oder weniger von Anfang an geht es aufwärts. Man bahnt sich einen Weg zunächst durch niedrige Büsche, ziemlich schnell dann durch Geröll und weiter oben über riesige Steinplatten. Nach ungefähr zwei Dritteln des Weges zum Sattel liegt ein cooler Bergsee, der sich perfekt als Pausenplatz geeignet hat.
Direkt oberhalb des Sees sind die Steine so steil, dass hier Metallseile zum festhalten angebracht wurden. Zum Glück hat es nicht geregnet, mit Sicherheit verwandelt sich die Strecke dann in eine Schlittschuhbahn mit Gefälle! Noch ein bisschen weiter, dann hatte ich es geschafft. Vom Sattel aus hat man einen Panoramablick auf die Berge des Fiordlands und auf den kompletten Milford Sound bis hinaus ins offene Meer.
Milford Gertrude Saddle
Nach dem Sattel, der auf 1410m über NN liegt, kann man noch weiter hinaufklettern. Der nahegelegene Gipfel liegt auf über 1900m, also es geht noch ein gutes Stück hinauf. Wir kletterten über das Geröll so weit wir kamen, allerdings war ungefähr auf halbem Wege Schluss. Selbst im März lag hier noch Schnee. Nachdem die ersten Schneefelder noch zu umgehen waren, war ab hier dann kein Durchkommen mehr.
Milford Gertrude Saddle Upper
Zwar wären es nur fünf Meter Schnee zu überwinden gewesen, hätte man hier aber den Halt verloren wäre man unweigerlich in die Tiefe gestürzt ohne eine Chance sich wieder aufzurappeln. Das Risiko war es nicht wert, also drehten wir wieder um. Zurück am Sattel kam uns die gloriose Idee, dass den Sonnenaufgang hier anzuschauen bestimmt unglaublich schön sein muss. Kurz entschlossen kletterten wieder hinunter, packten zurück am Parkplatz unsere Rucksäcke und kletterten erneut hinauf - inzwischen wurde es schon langsam dunkel, aber da wir uns in den Kopf gesetzt hatten auf dem Sattel zu zelten, ließen wir uns nicht aufhalten. Den Weg im Halbdunkel mit Stirnlampen und schweren Rucksäcken zu finden war eine ganz schöne Herausforderung, aber schlussendlich kamen wir wieder auf dem Sattel an, bauten das Zelt auf und kochten unglaublich gut schmeckende Gipfelnudeln.
Milford Gertrude Saddle Tent
Dadurch dass der Mond sehr hell schien an diesem Tag sieht es auf den Bildern nicht so aus, aber die Sonne war schon längst verschwunden als die Bilder unterhalb entstanden. Da wir beide ziemlich platt waren nach dem doppelten Erklimmen des Sattels schlief zumindest ich sehr schnell ein und war nicht ganz froh, als der Wecker kurz vor Sonnenaufgang klingelte. Aber natürlich wollte ich mir den nicht entgehen lassen, also kletterte ich aus dem Zelt in die Kälte. Leider war der Sonnenaufgang eher enttäuschend, es wurde einfach langsam heller und eine durchgehende Wolkendecke am Horizont auf jegliche Rot- und Orangetöne. Aber ein Versuch war es wert, alleine für das Erlebnis mitten in den Bergen im Nichts geschlafen zu haben ist es das wert gewesen!
Nach einem Bergfrühstück machten wir uns wieder auf den Weg nach unten. Wieder angekommen am Auto fuhr ich alleine weiter Richtung Milford Sound. Auf dem Weg dahin liegt der Homer Tunnel, der bisher einzige Tunnel, den ich in Neuseeland bemerkt hatte. Wahrscheinlich hat man Ende des 19. Jahrhunderts Tunnel in Europa auf diese Weise gebaut, ich war froh, als ich auf der anderen Seite angekommen war. Eine knappe halbe Stunde später war ich dann endlich da. Ich parkte etwas außerhalb und lief in die winzig kleine Siedlung. Abgesehen von zwei Straßen wo die Angestellten wohnen, besteht der Ort ausschließlich aus Touristenläden und -unterkünften. Es dauert ungefähr 10 Minuten um alles im Ort gesehen zu haben. Allerdings kommt man hier auch nicht wegen dem Ort her, sondern um die Natur des Sounds zu genießen. Also buchte ich einen Cruise und wartete solange am Ufer. Obwohl der Sound dafür bekannt ist, die regenreichste Region Neuseelands zu sein, hatte es seit zwei Wochen nicht mehr geregnet. Das war eher von Nachteil, da normalerweise von den Steilhängen entlang des Fjords Wasserfälle ohne Ende herabstürzen. Als ich da war waren nur noch drei permanente Wasserfälle zu sehen, die aber weit weniger Wasser führten als sie das an Regentagen tun. Nichtsdestotrotz boten die nahezu senkrechten Felswände einen imposanten Anblick.
Milford Cruise
Das Schiff fuhr bis hinauf aufs offene Meer, drehte dann um und fuhr am anderen Ufer wieder zurück. Ziemlich weit am Ende des Sounds haust eine Familie Fur Seals. Allerdings sind es weniger als an der Martin's Bay, und natürlich kommt man mit dem Boot nicht ganz so nah ran. Dann fuhr das Boot an einen der Wasserfälle heran, Spitze voraus, bis auf wenige Meter. Vorne am Boot wurde man klatschnass, dafür konnte man die Kraft des Wassers aus nächster Nähe bewundern. Sehr imposant!
Kurz vor Ende der Tour machten wir noch einen Abstecher in eine kleine Bucht, wo sich ein Observatorium befindet. So weit weg von jeglicher Zivilisation auf jeden Fall ein gut gewählter Ort!
Milford Seals
Wieder zurück an Land lief ich noch den Nature Walk, der entlang der Küste durch Wald und Gestrüpp führt. Dann lief ich wieder zum Auto und fuhr zurück Richtung Te Anau, um auf halber Strecke an einem der DOC-Campingplätze zu schlafen. Beim Warten vor dem Tunnel traf ich auf Keas, Vertreter der wohl gleichzeitig intelligentesten und frechsten Vogelart. Sie nagen an allem von Scheibenwischern bis Kuchen und machen sich sogar Stöcke und Steine als Werkzeuge zu Nutze. Sowohl vor als hinter dem Tunnel, wo ich anhielt um sie zu beobachten, waren jeweils drei Keas. Wenn die grün-braun gefederten Tiere ihre Schwingen öffnen, kommen die unglaublich schönen roten Federn auf der Flügelinnenseite zum Vorschein. Irgendwann flogen die Keas davon, und ich fuhr weiter zum Campingplatz.
Milford Keas
Milford Sound ist der wohl am meisten gehypte Ort in Neuseeland neben Queenstown. Der Fjord ist definitiv sehenswert, ehrlich gesagt hatte ich - ohne zu wissen was - allerdings mehr erwartet.